Luisas Briefe - Das Reich des Göttlichen Willens

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Luisas Briefe von 1917 bis 1945



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Aus Luisas Briefen

Die im Folgenden angeführten Stellen sind nicht dem Tagebuch, sondern den Briefen von Luisa Piccarreta entnommen. Es sind Überlegungen und Betrachtungen über den Göttlichen Willen und über das Leben im Göttlichen Willen, so wie sie sich aus dem Zusammenhang der weitläufigen brieflichen Korrespondenz ergeben, die Luisa Piccarreta mit vielen Personen führte.

Betrachtungen über das Leben im Göttlichen Willen

Was war das Leben Jesu auf Erden? Ein einziger Akt der Hingabe an Den Willen des Vaters. Von der Wiege bis zum Grab war es in allen Seinen Akten und endlich in Seinem heiligen Leiden Sein einziges Ziel, in allem und vollkommen den Willen des Vaters zu erfüllen, wobei Er im kleinsten Akt, auch im unbedeutendsten, alle unsere Seelen mit einschloss.

Um uns in allem mit Jesus zu vereinigen, sollten wir immer die Absicht haben, vollkommen im Willen Gottes zu leben, indem wir in jede unserer unbedeutendsten Handlungen, Gebete und Leiden alle Seelen mit einschließen.

Besonders bei der hl. Kommunion, gebe ich mich ganz in Seine Arme hin und sage zu Ihm: „Jesus, Dein ganzes Leben auf Erden war nichts anderes als ein ständiger Ruf an die Seelen, ja alle waren in Dir eingeschlossen. Wie Du, und vereint mit Dir, so verlange auch ich nichts anderes als Seelen; ich bitte Dich um das, was Du selber willst; könntest Du es mir verweigern?“

In dieser Meinung lassen wir unser Tagewerk ablaufen, ganz eng und innig mit Jesus verbunden, denn in Seinem Willen finden wir alles, und ein Tag in Vereinigung mit Gott gelebt, ist wie ein Sonnentag, denn wie die Sonne die Erde belebt und fruchtbar macht, so belebt und befruchtet die Sonne des Göttlichen Willens jede unserer kleinsten Handlungen.

Und dieses Gute, das wir uns durch die Erfüllung des Göttlichen Willens erwirken, bleibt nicht in uns, sondern verströmt sich zum Wohle aller.

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Jesus leidet so sehr unter der Undankbarkeit der Menschen und will in seinen Leiden einen Trost. Und auf welche Weise können wir Jesus Erleichterung bringen? Indem wir nicht nur ergeben, sondern mit Freude das annehmen, was der Herr über uns verfügen wird: z. B. eine Zerstreuung belästigt mich? Sagen wir zu Jesus: „Du bist so oft von freiwilligen Zerstreuungen von Seiten der Geschöpfe bedrängt; ich nehme Dein Leiden gerne auf mich, um Dich zu erleichtern in so vielen Leiden, die Dir die Menschen zufügen.“

Ein anderes Mal fühlen wir unser Herz vielleicht hart und gefühllos wie einen Felsblock, dann sagen wir zu Ihm: „Jesus, die Geschöpfe kommen um in der Kälte der Schuld; Du leidest soviel; ich nehme Dein Leiden gerne auf mich, um Dir so viele Leiden zu erleichtern, die Dir die Menschen zufügen, ich werde diese Härte und Trockenheit für sie ertragen, damit das Eis so vieler Herzen schmelze und sich alle an Dich drücken.“

Alles, was wir so ertragen, wird dazu dienen, Jesus zu trösten und Ihm in Seinen Leiden Erleichterung zu verschaffen, und damit wir, nach Seinem Abbild, zufrieden seien, zu leiden, ohne dass wir es anstreben, dass andere uns einen Trost verschaffen.

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Jesus gab sich bereitwillig in die Hände Seiner Feinde, und wir müssen uns bereitwillig dem Willen Gottes ausliefern. Die Bereitschaft ist der Gradmesser der Liebe, und aus der Bereitschaft, uns zu opfern, können wir erkennen, ob unsere Liebe zu Jesus groß oder begrenzt ist. Deshalb ist alles, was wir nicht mit Bereitwilligkeit ausführen, Jesus nicht angenehm.

Es stimmt zwar, dass die Seele oft starke Widerstände der menschlichen Natur spürt, obwohl der Wille zum Opfer bereit ist; alsdann müssen wir bedenken, dass das ein Seelenzustand ist, und um ihn zu überwinden, machen wir uns dieselbe Bereitwilligkeit zu eigen, mit der sich Jesus in die Hände Seiner Feinde begeben hat. Gewappnet mit der Bereitwilligkeit Jesu selbst, werden wir stark sein im Leiden, im Arbeiten, und in allem, was der Herr von uns will.

Manchmal kommen diese Widerstände von unserer Natur, die wir noch nicht zur Gänze überwunden und der Gnade unterworfen haben; auch dann gehen wir zu Jesus, und Er selbst wird uns genügend Mut und Kraft geben, um unsere rebellische Natur vollkommen zu besiegen.

Oft fühlen wir auch keinerlei Widerstand im Leiden, Arbeiten usw., wenn wir uns angewöhnt haben, uns zu beherrschen und uns zu opfern. Wenn wir unsere Natur an das Gute gewöhnt haben, empfindet sie keinen Widerwillen mehr. Nach dem Maß unserer Bereitschaft bemisst Jesus Seine Pläne der Heiligkeit mit uns, die Kette Seiner Gnaden; mit einem Wort, die Bereitschaft ist der zentrale Punkt, wodurch Jesus angezogen wird.

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Wenn wir uns im Zustand völliger Ohnmacht befinden, wo wir nichts mehr sagen können, uns an nichts mehr erinnern, dann sagen wir zu Jesus: „Ich gebe mich Deinem Willen hin, und alles was Du tun willst, das beabsichtige auch ich zu tun; und da alles, was Du auf Erden vollbracht hast, ein beständiger Akt der Sühne ist, möchte ich, meinen Willen mit dem Deinen vereint, alle Beleidigungen der Geschöpfe wiedergutmachen, die in diesem Augenblick begangen werden und zwar so, dass meine Stimme, die ein getreues Echo in der Deinen ist, Dir für alle Beleidigungen von allen Sühne in göttlicher Weise leisten möge; und die Herzen der Kreaturen anrührend, will ich sie mit der Macht Deines Willens alle in Deine Arme legen.

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Um zu erkennen, ob Gott in uns herrscht, prüfen wir uns selbst. Wenn unser Herz noch an irgendetwas Materiellem Gefallen findet, ist es das sicherste Zeichen, dass Gott noch nicht die vollkommene Herrschaft über unser ganzes Wesen eingenommen hat, denn es ist unmöglich, dass eine Seele, die ganz vom Willen Gottes durchdrungen ist, den mindesten Geschmack an den Dingen dieser Erde finden könne. Wenn wir also in uns irgendein Wohlgefallen an Materiellem bemerken, so opfern wir es sofort, und das wird uns dahin bringen, in allem die Herrschaft über uns selbst zu erlangen.

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Die Trockenheiten, Zerstreuungen, Versuchungen, geistige Finsternis muss man im Willen Gottes hinnehmen, sie als ebenso viele göttliche Geschenke in Verwahr halten, um sie Ihm als Sühne und gleichsam als Erquickung zurückzugeben.

In diesem Seelenzustand müssen wir uns vorstellen, als stünden wir zwischen Gott und den Menschen, bereit, alle Züchtigungen auf uns zu nehmen, die der Herr den Sündern zugedacht hat.

Außerdem müssen wir unser gesamtes Tun und Lassen, jedes Wort, jeden Pulsschlag, jeden Atemzug, jeden Schritt mit dem göttlichen Wirken und seinen eigenen Absichten vereinigen und uns gerade dieser geistigen Verlassenheit, Trostlosigkeit, sogar der Tröstungen bedienen, um aus ihnen ebenso viele Ketten zu schmieden, mit denen wir unser Herz und die Herzen aller übrigen Menschen ans Herz Jesu fesseln.

Wenn wir fühlbare Liebe zu Gott empfinden, der Seine Liebe in uns widerspiegelt, so werfen wir sie in die göttliche Liebe und, indem wir diese Liebe ergreifen, lassen wir auf jede Menschenseele einen Tropfen davon fallen, damit alle Ihn lieben mögen.

Empfinden wir Trockenheit, Kälte, Zerstreuungen, Versuchungen, innere Beschwerden, so sind dies die Beleidigungen der Menschen, die sich in Gott widerspiegeln; und Gott lenkt sie auf uns zurück, damit Er daraus Sühne und Mitleid erhalte.

Da sind Seelen, die gerade im Begriffe sind, in Schuld zu fallen; andere, die Gott lästern, wieder andere, nahe daran, in die Hölle zu stürzen. Indem wir die von Gott uns gesandten Widerspiegelungen (als geistige Leiden) ergreifen, wenden wir sie den Seelen zu, um den Sündern die Bekehrung zu erflehen, den Schwachen die Kraft zu erlangen, nicht in die Sünde zu fallen; den Ungläubigen das Licht des Glaubens, den Versuchten Hilfe zu erflehen, dass sie in den Versuchungen nicht fallen.

Der Anfang der wahren Heiligkeit besteht darin, in allem sich selbst abzusterben, d. h. jedem menschlichen Gedanken, jedem menschlichen Affekt, jedem menschlichen Verlangen.

Das sicherste Zeichen, um zu sehen, ob wir in Wahrheit uns selber abgestorben sind, ist, wenn wir sehen, dass wir im Frieden und in der vollständigen Losschälung von allen Dingen der Erde leben.

Um den höchsten Grad der Vollkommenheit zu erreichen, müssen wir uns mittels des Gehorsams in allem dem Willen Gottes gleichförmig machen. Dieser Gehorsam ist zweifacher Art:

Der erste hat Gott direkt im Auge, daher wendet man sich vor jeder Handlung, jedem Blick, jedem Wort in Gedanken an Jesus, um zu fragen: “Willst Du, dass ich so denke, dass ich so handle?“ Auf diese Weise zieht die Seele das ganze göttliche Wesen an sich, und zwar so, dass ihr ganzes Leben vergöttlicht wird.

Die zweite Art hat die Obern im Auge und umfasst alle äußeren Handlungen, d. h. Abtötungen, Bußwerke und alle hauptsächlichen Tätigkeiten des Lebens.

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Indem wir den Willen Gottes tun, verwandeln wir uns in lebendige Tabernakel, wo Jesus Seine Wohnung aufschlägt, und so wird alles, was wir tun geheiligt, auch die gleichgültigsten Dinge; und selbst die zum Leben notwendigen Dinge verwandeln sich in Gebet, Anbetung und Liebe gegenüber unserem süßen Jesus.

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Es gibt nichts Schöneres als die Heiligkeit im Willen Gottes, die Trägerin von Friede und Liebe ist; sie versüßt unsere Leiden, und macht uns zu Trägern unseres Schöpfers, der sich zum Leben unseres Lebens macht. Nur das göttliche Fiat ist Anfang, Mitte und Ende. Wenn der Urgrund zerrüttet wird, geht die Ordnung unserer Rettung verloren.

Wie wären wir glücklich, immer so gemeinsam mit unserem Herrn zu leben!

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Werdet nicht mutlos und verliert nie das Vertrauen: was ich euch empfehle ist, alle eure Kreuze als ebenso viele Besuche Jesu anzusehen, der euch das Leben des Göttlichen Willens bringt, um es in euch regieren zu lassen, um euch als Nahrung Seine ganze Liebe zu schenken, damit ihr in Seinen Armen wachst; um euch die Ähnlichkeit mit Sich Selbst zu verleihen und euch zu einer seltenen Schönheit macht, so dass ihr Ihn selbst entzückt. Wenn ihr den Willen Gottes tut, werdet ihr in all euren Leiden die Kraft fühlen; ihr werdet eine unsichtbare Hand verspüren, die euch hilft, euch lenkt, in euch wirkt.

Wenn man den Willen Gottes tut, ist es mehr die Arbeit Gottes als die unsere; tut daher den Willen Gottes, lebt in ihm, und ihr werdet heilig, ihr werdet euch mit der göttlichen Familie verbunden fühlen, und alles, was Ihr gehört, wird euer sein.

Verbannt aus eurem Herzen jegliche Furcht, und alle Umstände, auch die leidvollsten, werden euch den Kuss, die Kraft, das Leben des Göttlichen Willens bringen, einbalsamiert durch Seine Liebe und Seine Herrlichkeit.

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Die Kreuze sind Zeichen „göttlicher Eifersucht“ und „Münzen“, die uns unser Herr gibt, damit wir die Heiligkeit erlangen.

Er, der göttliche Künstler, bedient sich des Schmerzes, um mit Seinen eigenen Händen unsere Seele zu bearbeiten, und uns die Ähnlichkeit mit Ihm zu schenken. Es ist eine Freude für uns, dass wir in den kleinen oder großen Kreuzen sagen können: „Ich bin meinem teuren Jesus ähnlich.“

Angesichts der Leiden Jesu verlieren die unseren an Härte und Gewicht, werden ganz klein, und lächeln uns gleichsam zu, weil sie die Seele schmücken.

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Im Göttlichen Willen gibt es die Demut nicht, sondern das reine Nichts; alles, was man Gutes tun kann, ist das Alles, das im Nichts wirkt, so dass das arme Nichts immer gerade dabei ist, geboren zu werden, und es ist das Alles, welches das Leben des Nichts erzieht und formt.

O Macht des Göttlichen Willens! Kaum entschließt sich die Seele, in Ihm zu leben, nimmt die Heiligste Dreifaltigkeit sofort Ihren wirkenden Platz ein, und da es ein Akt des Willens Gottes ist, beanspruchen alle ihren Platz der Liebe in diesem Akt: die Königin des Himmels, die Engel, die Heiligen und alle Geschöpfe.

Mit einem einzigen Akt des Göttlichen Willens schließen wir also alles mit ein und geben wir Gott all das, was das Ewige Wort auf Erden tat. Auf diese Weise sind die Wohltaten, die auf die Erde niederströmen, unauslöschlich.

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Eine größere Gnade kann uns der süße Jesus nicht schenken, als uns zu rufen, um in Seinem Fiat zu leben. Wenn wir uns entschließen, immer Seinen Willen zu tun, und in Ihm zu leben, dann deckt der gute Jesus alle Armseligkeiten unserer Vergangenheit zu, um uns ein ganz heiliges, ganz himmlisches Leben führen zu lassen; Er lässt uns Seinen Herzschlag im Fiat vernehmen, formt Sein Wort in unserer Stimme, nimmt uns in Seine Arme, so stark, dass wir nicht umhin können, das Leben des Göttlichen Willens in uns zu fühlen.

Für den, der in Ihm lebt, ist der Himmel immer offen, und die Gnaden fließen in Strömen auf unser Herz herab. „Verliere nie den Frieden, erfreue dich in Fülle des Lebens Meines Willens, und breite auf alle deine Akte Mein Zeichen aus, damit du nichts hörst, siehst und berührst als Meinen Willen.“

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Man muss in allem sich selbst absterben, um zu allen Gütern und zur wahren Heiligkeit auferstehen zu können, aber es ist doch süß (trostreich), in unseren Leiden sagen zu können: „Du bist gekreuzigt , o mein Gott, ich bin gekreuzigt; Du bist verleumdet, verachtet, verlassen, ich bin verachtet, verleumdet, verlassen, so dass wir zwei, o Jesus, einander ähnlich sind.“

Aber was uns am meisten am Herzen liegen soll, ist, dass wir unser Leben gleichsam verloren im Willen Gottes leben. Jeder unserer Akte, im Willen Gottes vollzogen, bis hin zu den kleinsten, auch natürlichen Dingen, wie der Seufzer, der Herzschlag, die Bewegung, können ein „Martyrium der Liebe“ bilden, das Jesus aufgeopfert wird, der in unseren kleinen Akten Seinen heiligsten wirkenden Willen erblicken wird, Seine unendliche Liebe, Seine Heiligkeit, die keinen Anfang und kein Ende hat.

In Seinem Willen wird Er die „Materie“ finden, um Sein Leben (daraus) zu formen. Deshalb trennen wir uns nie von Seinem Heiligen Willen, selbst wenn es uns das Leben kostet.

Es ist wahr, manchmal sind die Stürme so gewaltig, dass wir uns unterliegen fühlen, (aber) dann wird uns der teure Jesus helfen, uns beistehen, damit sich alles nach Seinem heiligsten Willen vollendet.

Deshalb verlieren wir in allen Umständen nie den Frieden und werfen wir uns voll Mut in die Arme Jesu als unsere Zuflucht, so werden wir in Sicherheit sein.

Die Kreuze sind wie die Holzscheite im Feuer. Je mehr Holz man einlegt, desto stärker wird das Feuer; oder wie die Sonne, die die Pflanzen mit ihrem Licht und ihrer Wärme liebkost, sie reifen lässt, und ihnen Süßigkeit und Saft verleiht. Ohne Kreuz sind wir wie jene unreifen Früchte, wie jene unfruchtbaren Pflanzen, die mehr Schlechtes als Gutes anrichten; verbanne deshalb, meine Tochter, die Traurigkeit aus deiner Seele, entmutige dich nicht, beunruhige dich nicht; bewahre den Frieden als größtes Geschenk und als Schatz, und Jesus selbst wird alles zu deinem Wohl verfügen.

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Ich rate euch, nicht den Frieden zu verlieren, und so sehr an den Willen Gottes hingegeben zu leben, dass ihr soweit kommt, Ihn wie das eigene Leben zu empfinden; wenn ihr so handelt, dann wird dieser so heilige Wille, mehr als eine zärtliche Mutter, euch auf die Knie nehmen, euch an sich drücken, euch als eines seiner Lieblingskinder aufziehen, so dass ihr in all euren Leiden die Mama fühlt, die euch nahe ist, euch leitet, und eure kleinen Leiden in Sonnen und Münzen für den Himmel verwandelt. Der süße Jesus wird euch in jedem eurer Leiden einen Kuss, eine Umarmung geben, und eure Seele mit funkelndsten Edelsteinen schmücken.

Deshalb Mut, meine Tochter, lasst euch nicht niederdrücken, entmutigt euch nicht, denn Jesus will Seine Tochter sich ähnlich machen. Kümmert euch deshalb um nichts anderes, als ganz hingegeben in Seinen Armen zu leben, und dadurch werdet ihr eine neue Kraft verspüren; ihr werdet euch nicht mehr einsam fühlen, und die Leiden werden sich für euch in Heiligkeit und himmlische Freuden verwandeln. Der teure Jesus wird euch Seine Leiden als Gefolgschaft, zur Stärkung und zum Geleit geben.

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Der Wille Gottes wächst in uns in dem Maß, wie wir Ihn erkennen. Man kann nicht ein Gut besitzen, das man nicht kennt, und auf diese Weise vergrößert sich unsere Aufnahmefähigkeit und nimmt Er seinen königlichen Platz ein.

So also wächst in uns Seine Heiligkeit, Seine Schönheit, Seine Liebe und formt in unserer Seele die göttlichen Meere. Das erste, was der Wille Gottes bewirkt, ist, dass er sich in Gutes verwandelt und unsere Leidenschaften niederschlägt; wenn wir schwach sind, macht er uns stark, und Seine Macht bewirkt eine Umwandlung in unserer Seele, so weit dass wir dann den Besitz Gottes wahrnehmen können, und dass unser Wille zur göttlichen Wohnung geworden ist.

Mit Ihm wird alles einfach sein; wir werden den Himmel in uns verspüren, unsere Akte teilen sich den Heiligen mit, der Königin des Himmels, die mit solch großer Liebe darauf wartet, dass Ihre Kinder an Ihren Akten teilhaben, und an den göttlichen Meeren, die Sie besitzt; wir werden uns mit Recht an die göttliche Familie gebunden fühlen, denn Ihr Wille ist auch der unsere.

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Sobald sich die Seele entschließt, im Göttlichen Willen zu leben, so stellt Gott ihr Seine Heiligkeit, Seine Liebe, Sein ganzes Sein zur Verfügung, auf dass Er die Freude habe, uns in diesem Willen leben zu sehen, welcher der Träger all Seiner Güter ist.

Um im Willen Gottes zu leben, braucht man nicht die Tätigkeit zu ändern, sondern nur den Willen.

Anstatt wir in allem, was wir tun, den unseren laufen lassen, lassen wir Gottes Willen laufen, und auf diese Weise wird das göttliche Leben in unseren Akten gebildet, und dieses göttliche Leben wird so viele Male wiederholt, wieviele Akte wir verrichten, und seien sie auch nur natürliche oder kleine; wenn es sich dabei nur um den Willen Gottes handelt, wird das große Wunder vollbracht.

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In den Armseligkeiten, Schwächen, in den Versuchungen brauchen wir uns nie zu beunruhigen, wenn dabei unser Wille nicht beteiligt ist, denn der ist unser Ruin.

Diese (Schwächen...) können als Schemel dienen, auf dem der Göttliche Wille Seinen Thron bildet, um uns zu beherrschen und zu regieren, oder wie die kleinen Steine dem dienen, der sich eine Behausung bauen will, oder wie die Erde in der Hand des himmlischen Gärtners. Gott bedient sich dieser unserer Armseligkeiten, (die) ohne unseren Willen (vorkommen), wie ebenso vieler Samen, um die schönen Blüten zu bilden, um dort Sein Reich auszubreiten; alles dient zu Seiner Ehre und zu unserem Wohl in den göttlichen Händen.

Denkt nicht an die Armseligkeiten und Schwächen, denn je mehr man daran denkt, um so mehr bekommt man sie auch zu spüren; wenn man hingegen nicht an sie denkt, dann verschwinden sie entweder (von selbst) oder man fühlt sie weniger; um so mehr als Jesus nicht auf das schaut, was wir fühlen, sondern was wir wollen, ja oft hat Er Mitleid mit uns und verstärkt Seine Gnade und Seine Kraft.

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Was uns am Herzen liegen muss, ist dies, den Göttlichen Willen zu tun, Ihn, der als Bringer der Heiligkeit zu uns kommt, in allen Umständen des Lebens zu erkennen. Heilig wird man nicht im Spiel, sondern arbeitend, leidend und liebend. Der erste Akt muss es sein, den Göttlichen Willen besitzen zu wollen und leben zu wollen; Er wird uns die Kraft und den Frieden geben, der so nötig ist, um die Pflichten, in die Gott uns gestellt hat, gut zu erfüllen.

Die Demütigungen, die Widersprüche sind verhüllt und lassen uns nicht das Gute erkennen, das sie enthalten; aber der Friede nimmt den Schleier hinweg und lässt uns den Finger Gottes in den Leiden erkennen und die schönen Eroberungen, die wir machen können, die Heiligkeit, die wir erlangen können, und unser Name wird im Himmel eingeschrieben sein.

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Das sicherste Zeichen, dass der Herr uns liebt und uns zu Seinen getreuen Abbildern machen will, sind die Kreuze. Jesus möchte  Sein Leben auf Erden wiederholen, und Er kann das nur bei dem tun, der sich in allem Seinem Willen unterwirft.

Indem wir Seinen Willen in allen unseren Akten, sowohl geistlichen wie natürlichen tun, wird Sein Bild in uns geformt und gilt wie eine Münze für den Himmel. Was ich euch empfehle ist, dass ihr nie den Mut verliert und dass ihr euch nie beunruhigt; versucht ganz in Seinen Armen hingegeben zu leben, und Jesus wird an euch als Vater, Mutter und Beschützer handeln. Ihr werdet Ihn in eurer Seele lebendig und pochend verspüren, so dass Er das Leben eures Lebens bildet. Er wird euch Seine Liebe geben um Ihn zu lieben, Seine Heiligkeit um euch heilig zu machen, Seinen Frieden im Sturm des Lebens. Ihr werdet euch stark fühlen mit Seiner göttlichen Stärke selbst und so werdet ihr nichts fürchten.

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Ich empfehle euch, die so kostbare Zeit nicht zu verlieren, die der Herr euch gegeben hat, indem ihr immer an euch selbst denkt. Wie gerne würde ich euch sagen hören: „Ich denke nicht mehr an mich selbst, ob ich gut oder böse bin, kalt oder warm; mein Gedanke ist es, alle Akte im Göttlichen Willen fließen zu lassen.“ Dann wird Jesus daran denken, dich heilig zu machen, beharrlich und gut, wie Er es will.

Solange du an dich selbst denkst, auch unter dem Anschein des Guten, wird Jesus nicht die Zügel ergreifen, um dich zu führen und aus dir einen anderen Jesus zu machen und den Wiederholer Seines Lebens. Lasse Jesus handeln, und du wirst sehen, dass du dich bald als jemand anderer fühlst als du dich jetzt fühlst. Jesus weiß es besser zu tun als wir, lassen wir es Ihn daher machen.

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Der Gedanke an euch selbst ist eine Flucht aus den Armen Jesu. Es ist kein Wunder, wenn ihr euch unfähig zum Guten fühlt.

O wie würdet ihr euch hingegen glücklich fühlen in Seinen Armen, auch inmitten von tausend Feinden und bei ununterbrochenen Tätigkeiten! Es sind nicht die Arbeiten, die uns von Ihm fernhalten, sondern unser Wille und das Denken an uns selbst lassen uns Jesus zur Seite stellen, auch im Guten. Lasst also zu, dass Jesus an uns denkt, und Er wird die Armseligkeiten in ebenso viele Quellen der Liebe für Ihn und euch verwandeln.

Für den, der bei Ihm bleibt, sind die unbedeutendsten Dinge, die Arbeit, die Opfer, Gebet, Anbetung: Liebe. Er spürt, dass sein Herz ein Tabernakel ist, er fühlt den lebendigen Jesus in sich, er findet gleichsam keinen Unterschied zwischen dem eucharistischen Jesus und dem Jesus in seinem Herzen; deshalb Mut, Vertrauen und Frieden. Lasst euch selbst beiseite und gebt Jesus Raum. Wir sind klein; wenn wir an uns selbst denken, findet Jesus keinen Platz in uns, wo Er sich hinbegibt, um uns Seine Liebe und Sein in uns pochendes Leben fühlen zu lassen.

Dann werden wir verspüren, dass alle Tätigkeiten des Lebens uns Jesus finden lassen und uns zu Ihm führen.

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Jesus will Sein Leben in dir formen, daher fordert Er höchste Aufmerksamkeit von deiner Seite. Als erstes musst du bestrebt sein, die nötige Nahrung bereitzuhalten, um den teuren Jesus in dir zu nähren und wachsen zu lassen.

Die erste Nahrung ist der Friede; die Aufregung (Beunruhigung) ist keine geeignete Nahrung für Jesus; der Friede verwandelt alles, was wir tun, in Liebe. Mit ihm bilden wir reichliche und göttliche Materie, um Jesus zu nähren und wachsen zu lassen; auf diese Weise umhüllt uns der Göttliche Wille und bildet das Leben Seines Willens in uns.

O wie ist Jesus zufrieden! Sein Wille, der Ihn liebt, Ihn begleitet und Ihn in Festfreude hält, unser Atem, Herzschlag und Bewegung Jesu  und alle unsere Akte sind geformt vom Leben Jesu selbst.

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Jeder Akt, den wir im Göttlichen Willen verrichten, mag er auch klein oder natürlich sein – verstärkt in uns eine neue göttliche Ähnlichkeit, neue Liebe, neue Heiligkeit, neue Schönheit; wie im Gegenteil jeder Akt – wenn er auch groß wäre, aber das Leben des Göttlichen Willens nicht zum Prinzip hat, uns von Seiner Ähnlichkeit entfernt, die Liebe kleiner werden, Seine Schönheit verblassen lässt, alle Güter im Himmel verschließt und Gott zum Schmerz gereicht.

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Ich bitte euch, immer im Göttlichen Willen zu leben. Bitte Jesus, dass Er Ihn versiegelt in deinem Geist, auf deinen Lippen, im Herzschlag und in der Bewegung deiner Hände, ja bis zum Atem. Dieses Fiat will der erste Akt von allen unseren Akten sein, seien sie natürlich oder geistlich, und wenn wir Ihn (den Willen Gottes) in unsere kleinen Handlungen herabrufen, fühlt Er sich vom Geschöpf anerkannt, feiert ein Freudenfest und entzückt vor Begeisterung  sagt Er dann: „Mein Geschöpf hat Mich gerufen, hat Mir den ersten Platz gegeben, so dass Ich in seine Akte, Meine Heiligkeit, Meine Liebe, Meine Ähnlichkeit legen kann.“

Er wünscht zu geben und von dem Seinigen mitzuteilen, aber Er will gerufen werden. Wenn wir Ihn rufen, gibt Er sich zu erkennen, zugleich mit der Erkenntnis lässt Er sich in Besitz nehmen und lieben. Wenn der teure Jesus schenken will, erbittet Er den Platz, wohin Er Seine Gaben, Sein Licht und Seine Gnaden in unsere Herzen legen kann.

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Wenn wir den Göttlichen Willen tun, so trägt der gute Jesus uns in Seinen Armen; Er selbst steigt herab in alle unsere Akte, um Seine Heiligkeit, Seine Liebe, Seine Kraft und Sein Licht hineinzulegen, und Er wird unsere Zuflucht und unser Leben, so dass wir nichts zu fürchten brauchen.


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